Wanderung von Marburg nach Bad Soden

10.09.2023 Sonntag

Marburg

 

Unser Anreisetag mit der Deutschen Bahn nach Marburg. Ankunft eine Stunde später als gebucht. Das ist nicht aufregend, da wir das von der DB gewohnt sind und ausreichend Zeit eingeplant hatten. Am Nachmittag waren wir durch die sehenswerte historische Stadt spaziert, hinauf zum Schloss gestiegen und hatten uns von dort oben angeschaut, wo wir am nächsten Morgen wohl her laufen würden. Der Blick reichte leider nur bis auf die Höhe des Marburger Stadtwaldes. Dahinter verbarg sich unser Streckenziel.

11.09.2023 Montag

Marburg – Amöneburg – 18 km, 600 Höhenmeter

 

Gabi und ich starteten gegen 08:30 Uhr. Das Thermometer zeigte bereits 20 Grad. Da waren wir froh, dass der Anstieg den Stadtwald hinauf durch wunderbaren schattigen Laubwald verlief. Auch auf der Höhe, am Unigelände vorbei bis ins Tal, waren wir überwiegend im Schatten.

 


Doch dann tat sich das breite Tal mit dem Fluss, die Ohm (entspringt bei Ulrichstein – in unmittelbarer Nähe einer Rundwanderung, die wir in der Folgewoche zusammen mit der I.W.F.-Wandergruppe unternommen hatten), vor uns auf. Der Basalthügel mit dem Tagesziel Amöneburg liegt in der Ferne und bereits jetzt im Dunst. Die Temperatur kroch heute weit über 30 Grad und unser Weg war überwiegend schattenlos. Zum Glück fanden wir gegen Mittag eine schattige Stelle an der Ohm. Hier konnten wir unsere Füße im Fluss abkühlen. 

Beim Aufstieg nach Amöneburg war es nicht mehr ganz so heiß, jedoch waren wir ziemlich geschafft an diesem ersten Tag. Unsere Unterkunft lag direkt am Marktplatz mit seinen historischen Fachwerkhäusern u.a. mit Restaurants. Der Abend war lauschig und das Essen lecker.

 

 

12.09.2023 Dienstag

 

Amöneburg-Büßfeld – 20 km, 370 Höhenmeter

 

 Am Morgen führt uns der Weg ein Stück durch den Ort, wir genossen noch einmal den Blick von dieser Anhöhe, einerseits zurück zu den Marburger Bergen und andererseits gen Osten, weit hinweg über das Tal, durch das unsere weitere Wanderung verlaufen würde. Auf ausgesuchten Wegen wanderten wir hinunter zurück zur Ohm. 

 

Da wir uns hier in einem Gebiet befanden, was kein klassisches Wanderziel ist, war es nicht so einfach, einen passenden Weg zu finden. Meine Ansprüche sind im Laufe der Jahre immer höher geworden, so dass es mir schwer fällt, Abstriche und Kompromisse bei der Wegbeschaf-fenheit zu finden. Trotzdem war es sehr gut gelungen und wir kamen trotz der Hitze gut voran. Gabi hatte sich in Homburg (Ohm) entschieden, den Rest der Strecke mit dem öffentlichen Bus zu fahren. Was die Hitze und damit ihr persönliches Empfinden anging, war es die richtige Entscheidung.

Hinsichtlich des entgangenen Weges jedoch schade. Ich hatte einen Wiesenweg, noch ein Stück der Ohm entlang gewählt, bis ich dann auf schöne Pfade im schattigen Wald und einem weiteren Bach getroffen war. Zum Schluss gab es noch einen letzten Anstieg, der mir nicht leicht gefallen war. Zum Glück, wie immer, denn ohne geht es heutzutage nicht mehr, haben wir unsere Quartiere alle vorreserviert. Gabi empfing mich mit frisch gezapftem Bier, das wir auf der Hotelterrasse genießen konnten.

13.09.2023 Mittwoch

 

Büßfeld-Mücke – 17 km, 210 Höhenmeter

 

Das Wetter hatte sich über Nacht geändert. Es hatte geregnet und sich abgekühlt. Für uns eine gute Voraussetzung für die weitere Wanderung, sofern es denn von oben trocken bliebe. Allerdings begann nun die Zeit der nassen Schuhe und Hosenbeine. Immer wieder Wiesenwege mit klatsch nassem Gras bis an die Waden ran. Egal es war ein super Weg und überraschend schön. Das kann man so genau vorher nicht wissen, wenn man noch nie dort gewesen ist und es keinen durchgängigen Wanderweg gibt.

 

14.09.2023 Donnerstag

 

Mücke-Laubach – 13 km, 360 Höhenmeter

 

In Mücke hatten wir sehr gut übernachtet und ausgezeichnet zu Abend gegessen. Nach einem umfangreichen Frühstück machten wir uns bei trübem und nebeligem Wetter auf den Weg. Der Start kam uns ein wenig wie ein Schleichweg für Fußgänger, hinter den Häuserzeilen entlang, vor – herrlich. Nachdem wir das Dorf verlassen hatten, wanderten wir wieder in die Felder. Die Morgenstimmung war klasse. Der Nebel verzog sich langsam denn die Sonne sog ihn auf. Logisch, dass bei uns die Stimmung stieg und das Wandern – wir waren inzwischen ja auch eingewandert – relativ leicht viel. Bei der recht kurzen Etappe waren wir frühzeitig vor Ort in Laubach. Zeit für eine Runde durch den Park, über den Schlosshof und schließlich ins Kaffee am Marktplatz mit seinen historischen Fachwerkhäusern. In solch einem Fachwerkhaus waren wir für die Nacht sehr gemütlich in einem Apartment unter gekommen.

15.09.2023 Freitag

 

Laubach-Eichelsdorf (Schotten) – 19 km, 670 Höhenmeter

 

Am Vortag waren wir gegen Ende der Etappe auf den Weitwanderweg Vogelsberg Vulkanring gestoßen. Auf diesem setzten wir unseren Weg nun fort. Jedoch nicht nur. Er ist von der Wegführung m.E. nicht überall optimal und schön und vermutlich deswegen nicht zertifiziert. Sehr viele Wegabweichungen hatten wir jedoch nicht und wer meinem Track nicht folgen möchte, der kann genauso der VV-Markierung folgen und kommt auch ans Ziel.

Das Wetter meinte es erneut gut mit uns. Die Tiefausläufer hatten sich verkrümelt und wir konnten genussvoll voran schreiten. Stornfels liegt auf einem ehemaligen Vulkankegel. Ein schönes kleines Örtchen und das Beste, eine nette Liegebank mit Aussicht für eine Mittags-pause. Hier passierte es doch tatsächlich. Seit fünf Tagen die erste Wanderer:inbegegnung. Ein Paar unternahm eine Tageswanderung auf einem gekennzeichneten Rundwanderweg.

Es sollte übrigens die letzte Begegnung mit Wanderern auf unserer Streckenwanderung für die weiteren nächsten sechs Tage sein. Unser heutiger Wandertag endete in Eichelsdorf. Dort war nun erst einmal Weitwanderpause bis zur Fortsetzung am 24.09. Der öffentliche Bus brachte uns in 10 Minuten nach Schotten. Dort konnten wir am darauf folgenden Tag unsere I.W.F.-Wanderfreunde:innen für eine Woche gemeinsames Wandern am Vogelsberg in Empfang nehmen.

24.09.2023 Sonntag

 

Eichelsdorf (Schotten)-Gedern – 19 km, 550 Höhenmeter

 

Heute früh war Abreisetag unserer Wanderfreunde der I.W.F. in Schotten. Mit großem Hallo hatten wir uns verabschiedet und alle hoffen auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr, wenn Werner und Conny uns die Schönheiten von Thüringen zeigen werden. Unser Freund Walter war so nett und hatte uns mit dem Auto die 10 km bis Eichelsdorf gefahren. Bis hierher waren wir am 15.09. gewandert und hier ging es wieder weiter für Gabi und mich. Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter. Es war zwar noch frisch, aber die Sonne schien vom blauen Himmel. Unser Wegverlauf war echt schön. Bachläufe, Wiesenwege, Waldpfade, urige bemooste Bäume – alles Natur pur und einsam. Dann hatten wir doch eine Begegnung. Auf einer Höhe war ein Jäger mit seinem Auto und Hund unterwegs. Er kontrollierte sein Revier. Wir kamen ins Gespräch. Natürlich war er überrascht, hier Weitwanderer anzutreffen. Für uns von Interesse waren die schönen kleinen gelben Blumen. Sonnenblumen (nur dieselbe Gattung) waren es nicht, sondern Tombinamur. Sofort viel uns der gleichnamige Branntwein ein. Der Jäger erklärte uns, dass die Pflanzen zu einem anderen Zweck angebaut wurden. Wildschweine fressen die Wurzeln gerne und machen sich daher über sie her. Die Jäger versuchen wiederum sich dann über die Säue her zu machen ;-).

 

Fest eingeplant war eine Einkehr in der Ziegelhütte. Das war leider nichts. Nach Corona hat das Lokal seine Pforten leider nicht wieder geöffnet. Zum Glück hatten wir uns für alle Fälle beim Frühstück ein Brötchen für unterwegs belegt. Einen Glückstreffer hatten wir dafür etwas später – ohne es vorher gewusst zu haben. Auf einem von mir gewählten Schleichweg stolperten wir über einen Hopfenbrunnen. Die „Streithainer Crew“ hat hier einen klimaneutralen Erdkühlschrank gebaut und mit allerlei Getränken zur Selbstbedienung gefüllt. Unsere Pause war gerettet. Komfortabler ging es dann in Gedern zu.

Das Hotel und Restaurant Schloss Gedern lockte uns mit seinem schönen Biergarten. Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Gabi hatten wir uns darüber hinaus für die kommende Nacht hier einquartiert.

25.09.2023 Montag

 

Gedern-Birstein-Obersotzbach -18 km, 614 Höhenmeter

 

War schon nett, dort im Schloss. Abendessen und Frühstück auch ganz hervorragend und die Räumlichkeiten echt gediegen – Schloss halt. Der erste Kilometer an diesem Tag verlief identisch mit der Wanderung, die wir mit den I.W.F-Wanderfreunden am 21.09.23 unternommen hatten (Erzweg Gedern). Wir wanderten auf die Höhen und hatten noch einmal weite Blicke über den Vogelsberg und ein letztes Mal bis zum Hoherodskopf, den wir die letzten 10 Tage immer wieder im Blick gehabt hatten. Auf den bisherigen Wandertagen unserer Weitwandertour waren wir ständig „alleine“ auf der Welt. Heute erst recht.

Hatten wir nun offenbar echtes Niemandsland erreicht. Felder Wiesen und Wäldchen wechselten sich ab. Wir kamen nur wenige 100 m von dem Ort Bösgesäß vorbei. Wo man überall leben kann – und wo kommt wohl so ein Name her? Idyllisch war das Riedbachtal, von dem wir nach Birstein aufsteigen wollten. Ich hatte den uralten Zuweg, der heute offenbar so gut wie nicht mehr benutzt wird, gefunden.

Das Birsteiner Schloss verdiente unseres Erachtens eine Umrundung. Allerdings war der Zutritt des Innenhofes nicht erlaubt (wohl nur mit vorheriger Buchung einer Schloßbesichtigung). Das Kontrastprogramm für den Tag war für den Abend geplant. Nur hatten wir vorher keine so rechte Vorstellung, was uns erwartet. Ich hatte uns in der einzigen Unterkunft und Gasthaus im Umfeld einquartiert. Es gab dort an diesem Wochentag kein Essen (Ruhetag).

Es gab dort an diesem Wochentag kein Essen (Ruhetag). Im Vorfeld hatte ich deswegen recherchiert, dass es auf der Kerb, die glücklichere Weise an diesem Wochenende, von Freitag bis Montag stattfand (es war Montag), etwas zu essen gab. 10 Minuten Fußweg am Abend dort hin, war kein Problem für uns. Nach einigen Bieren und ausgelassener Stimmung war der Rückweg allerdings etwas anstrengender.

 

26.09.2023 Dienstag

 

Birstein-Obersotzbach-Bad Soden – 19 km, 740 Höhenmeter

 

Letzter Tag der Überschreitung der Vogelsberg Vulkanregion. Wahrlich, es war ein toller Tag und ein richtig schöner Weg. Zunächst wanderten wir noch über die Höhe mit den grünen lieblichen Wiesen und dann folgte der Waschweiher. Er strahlte uns mit seinen Reflexionen im Morgenlicht an, als wolle er uns zu unserem Tun beglückwünschen. Nur ein einsamer Angler saß am See und wartete, dass ein Fisch anbeißt. Etwas wortkarg war er. Vermutlich war die Überraschung darüber, dass hier zwei Wanderer mit großen Rucksäcken entlang kommen, so groß, dass ich ihm sein Anglerlatein förmlich aus der Nase ziehen musste. In der Folgezeit waren wir wieder völlig alleine. Selbst als wir oberhalb von Bad Soden auf einer wunderschönen „Spessartspur“ (zertifizierter Weg) unterwegs waren, begegnete uns kein Mensch. Davon hatten wir dann reichlich, als wir im Badeort angekommen waren. Der Kurbetrieb war halt im Gange. Jedoch überfüllt war es nicht. Bad Soden hat einen guten Eindruck auf uns gemacht. Wir hängten noch einen Bade- und Ausruhetag dran.

Unsere Weitwanderung war hier noch nicht zu Ende. Nun ging es weiter in den Spessart. Weitere vier Tage hatten wir auf und neben dem Spessartweg Nr. 3 unseren Weg bis nach Heigenbrücken fortgesetzt. Inclusive der sieben Standort-Wandertage von Schotten aus, waren wir drei Wochen unterwegs. Es war erneut sehr erlebnisreich, wir haben vieles Tolles bei dieser Art der Fortbewegung gesehen und wieder ein unbekanntes Stück von Deutschland intensiv kennen gelernt.

 

Schön ist es in unserer Natur in Deutschland.

Rüdiger